Brauen, und ihr blasses, reines, frisch gewaschenes Gesicht und selbst das weiße Tuch, das unter dem schwarzen hervorlugte, erstrahlten vor Freude.
„Da hat mir der Herr ein Wunder beschert!“ sagte sie und schlug gleichfalls ihre mageren blassen Hände zusammen.
Ssofja Lwowna umarmte und küßte sie fest, fürchtete aber dabei, daß die Nonne den Weingeruch spüren könnte.
„Wir fuhren eben vorbei und erinnerten uns deiner,“ sagte sie, wie nach schnellem Gehen keuchend. „Mein Gott, wie blaß du bist! Ich… ich freue mich sehr, dich zu sehen. Nun, wie geht’s? Langweilst du dich nicht?“
Ssofja Lwowna blickte auf die anderen Nonnen zurück und fuhr mit gedämpfter Stimme fort:
„Bei uns gibt es viele Neuigkeiten… Weißt du, ich habe Wladimir Nikitytsch Jagitsch geheiratet. Du kannst dich seiner sicher erinnern… Ich bin mit ihm sehr glücklich.“
„Nun, Gott sei gelobt. Und wie geht es deinem Papa?“
„Es geht ihm gut. Er denkt oft an dich. Besuch’ uns doch in den Feiertagen, Olja. Hörst du?“
„Ich werde kommen,“ sagte Olja und lächelte. „Ich werde am zweiten Feiertag kommen.“
Ssofja Lwowna fing, sie wußte selbst nicht warum, zu weinen an. Nachdem sie eine Weile leise geweint hatte, wischte sie sich die Augen und sagte:
„Es wird Rita sehr leid tun, daß sie dich nicht gesehen hat. Sie ist hier mit uns. Auch Wolodja ist hier. Sie warten draußen vor dem Tor. Wie froh wären sie, wenn sie dich sehen könnten! Komm doch zu ihnen hinaus, der Gottesdienst hat ja noch nicht angefangen.“
„Gut, gehen wir,“ sagte Olja.
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/184&oldid=- (Version vom 31.7.2018)