betrogen, wurden ihre Schädel überlassen, auf daß ich, noch nach dem Tode, mit ihnen verfahre, wie ich gewillt. Da hab ich sie aneinander geheftet und zu dieser Trommel verbunden, – und seitdem müssen sie mit ihrem Stöhnen jahraus jahrein für mich die Schlangen locken, auf daß sich der uralte Fluch erfülle, der auf solchen Missetätern lastet: so lang noch ein Stück ihrer einst sündig vereinten Leiber unbestattet auf Erden weilt, so lang werden auch ihre Geister umherirren müssen, ruhelos! ruhelos!«
Wie eine mit wilder Wut erneute Verwünschung hatte er die Worte ausgestoßen. Hochaufgerichtet stand er da, die Glieder straff, als spanne sie langverlorene, plötzlich wieder erlangte Jugend, und mit weit ausgestrecktem Arme schwang er die Trommel, daß es immer wieder wie verzweifelter Weheruf aus ihr tönte: »Ruhelos! ruhelos!«
Im Garten ringsum war bange Stille. Etwas Fremdes, Schauerliches schien das unbekümmert frohe, flirrende und schwirrende Leben unterbrochen zu haben. All die vielen kleinen Lebewesen, die den Worten des Zauberers gelauscht, wagten kaum noch zu atmen; ihre winzigen Herzlein hämmerten ängstlich, und voller Grauen dachten sie: welch grausame Tiere sind doch die Menschen!
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/036&oldid=- (Version vom 31.7.2018)