Seite:De Weberin Schuld Heyking Elisabeth von.djvu/055

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gar?« waren ihre begrüßenden Worte gewesen, als sie, nach dem Tod der Schwester, den seltsamen kleinen Neffen zuerst gründlich besah. Anastasia, die dabei stand, prüfte den krummen Rücken, die spitze Brust und zusammengeschrumpften Beine; der schönen Soledad und ihrer Sünden gedenkend, murmelte sie: »und Er wird rächen bis ins dritte und vierte Glied.« Aber Don Antonio, der hinzugetreten war, meinte: »Diesmal hat sich wohl seine Rache gleich auf einmal erschöpft.« – »Wär’ er nur auch schon oben in Dolores,« stöhnte die Tante. »Ja,« sagte Antonio, »nutzloses Papier wird eingestampft, und eine gesprungene Glocke kann man einschmelzen – aber für verpfuschte menschliche Geschöpfe gibt es keine solche Barmherzigkeit.«

»Der liebe Gott hat ihm das Leben geschenkt,« rief Anastasia, »damit er für seine Mutter, die im Fegefeuer ist, bete.«

Seitdem aber waren acht Jahre verstrichen, und gar manche Menschen, deren Leben von großem Wert gewesen, waren in der Zeit gestorben. Paquito aber, an dem gar nichts gelegen, lebte noch immer weiter. In dem Hofe hatte sich in den Jahren wenig verändert. Es gab da zahlreiche Quartiere, in denen Gewerbe, Elend und auch Schande aller Art ihre Heimstätten aufgeschlagen hatten. In all den dumpfen Wohnungen war

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/055&oldid=- (Version vom 31.7.2018)