in dem große, blaue Augen leuchteten. Seltsam war ihr Blick, als hafte er verzückt irgendwo weit in der Ferne - denn dieser König besaß die Augen derer, die nie die Welt sehen, wie sie in Wirklichkeit ist, und während seine Gedanken fernab schweiften, spielte ein träumerisch weiches Lächeln um seine Lippen, wie es dichtenden Schwärmern eigen, die köstliche Visionen schauen und sie für greifbar halten.
Unendlich fremdartig erschien er in seiner nordischen Schönheit hier in der duftüberladenen Schwüle des tropischen Gartens. Doch während die Königin durch ihre selbstbewußte Überlegenheit und herrische Unrast die Kinder des Landes verletzte, gewann der König manch heißes, südliches Herz durch den Zauber seiner Schönheit, den Glanz seiner Augen, die bestrickende Weichheit seines Wesens. Von der Frau fühlten sich die ihr ungleichen Menschen abgestoßen, weil sie empfanden, daß gerade das tropische Land und die südlich lässige Weise ihr in innerster Seele zuwider waren - in dem Manne aber hatten sie bald einen derer erkannt, die überall auf Erden fremd sind, einen wachenden Träumer, der nur in dem wechselnden Reiche selbstgeschaffener Phantasmagorien heimisch war, und der in all seiner Kraft und Herrlichkeit doch etwas unbeholfen Kindliches bewahrte. Solche Männer aber sind von
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/090&oldid=- (Version vom 31.7.2018)