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nichtig das alles ist, das wenigstens hat uns diese Insel gelehrt.« - Er griff nach ihrer Hand, wollte sie an sich ziehen und das Haupt an ihre Schulter lehnen: »Sag, willst du mit mir gehen, willst du mir helfen?«

In seinen Augen lag ein bestrickender Glanz, als solle sie darin die neue Vision schauen, die er eben jetzt erblickte: die Vision zweier glücklicher Menschen. Nur allzusehr ward sie sich unter seinen Blicken bewußt, wie schmerzlich sie ihn liebte. Aber sie wandte sich von dem Bilde, das er heraufbeschwor, wie von etwas Gefährlichem ab, das sie, leise lockend, der Kräfte beraubte. Angeborene Herbe zwang sie dazu und ein bitteres Gefühl der Demütigung, daß er in dieser Entscheidungsstunde an Flucht und genügsames Alltagsglück zu denken vermochte. - Sie hatte es ja erleben wollen, daß die ganze Welt sich staunend beuge vor dem Werte des Mannes, den sie sich erkoren! Aber bei all dem Trachten und Mühen zu seinem Ruhme hatte die Königin stets vergessen, sich des Mannes selbst zu freuen, den ihr so manche neidete, vergessen, daß es die kurzen Augenblicke der Freude sind, die sich kleinen Perlen gleich, aneinanderreihen, bis sie die Kette des Glückes bilden, die an das Dasein fesselt.

Als er nun nochmals leise sagte: »Laß uns hier nicht länger zaudern, hilf uns beiden,« da dünkte ihr seine

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/095&oldid=- (Version vom 31.7.2018)