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beinahe zaghaft. Aber der Kutscher schien gar nicht verwundert. Hatte diese Weisung wohl gar erwartet.

Fort ging es nun auf der glatten Straße, in raschem Trab, mit lustigem Gekling der Geschirre. Im Sonnenschein vorbei an hellen Häusern mit flachen Dächern, im Sonnenschein am blauen Meer entlang. Dann hielt der Kutscher an einem hohen Eingangsportal. Ein Pförtner erschien. Ja, es sei jemand da, der die Dame begleiten könne.

Und nun schritt sie durch den Garten neben dem Führer. Der radebrechte etwas Englisch und Französisch, nannte die Kampfer-, Zimt- und Pfefferbäume, zeigte ihr die vielen verschiedenen Palmenarten, die Kaffeesträucher, Bananen und die langen Kamelienwände. Aber sie achtete gar nicht darauf. Sie ging wie im Traume. Und was lag an den einzelnen Namen, wo das ganze eine Märchenwelt war. – Oh, diese Süße der Düfte! Dies Schmeicheln der wonnigen Luft! – Nein, so hatte sie es sich freilich nicht vorzustellen vermocht! – Übergroß standen die weißen Magnolien zwischen den glänzend grünen Blättern, Dickichte bildeten die rötlich gelben Azaleen, breit ausladend streckten sich die Arme der knorrigen Zedern, hochaufstrebend die Zweige der dunkeln Zypressen. Überall schlangen sich Lianen um die glatt ragenden Stämme der Palmen, warfen ihr Gerank, grünlichen Schlangen gleich, von Baum zu Baum, verwoben diese ganze Welt mit einem Zaubernetze, umspannen sie mit feinen Fäden, an denen Blumen wie Schmetterlinge hingen. Die Statuen von Frohsinn und Überfluß

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)