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standen als Geister des Ortes. Und fröhlich winkten Barken auf schillernden Teichen, im Überfluß blühten die Rosen der Riviera, die Jasmine und schweren Dolden der Wistarien. – Und so wunderbar und traumhaft der Garten auch war, so war es vielleicht das Wunderbarste, daß Dorothee sich darin nicht eigentlich fremd vorkam, daß es sie dünkte, als wäre sie hier längst erwartet, als flüsterten ihr all die Dinge zu: „Also endlich, endlich, bist du zu uns gekommen!“

Bis zur Höhe begleitete sie der Führer, von wo aus der Blick über den ganzen Garten reichte, und weiter noch hinaus auf das blaue, im Dunst der Ferne verschwimmende Meer. Die Welt und alle ihre Herrlichkeiten schien dieser Besitz zu umfassen.

Während Dorothee noch so stand, versunken in trunkenes Schauen, mit Tränen in den Augen ob soviel Schönheit, hörte sie den Klang von Schritten. Aufblickend sah sie, daß die Tür des Gebäudes, das sich hier als Krone des Ganzen erhob, von innen geöffnet worden war. Ein alter Herr trat aus dem Hause, kam dann langsam die marmornen Stufen herab. Alt, nur weil weißes Haar sein Haupt bedeckte, aber mit gerader Haltung, elastischem Schritt und jener unnachahmlichen südlichen Grazie, die Dorothee nur an Einem je gesehen. Ganz unwillkürlich drängte sich ein Name über ihre Lippen: „Ercole“. Nicht laut hatte sie gerufen, aber der Schall drang hier in der Stille weiter wohl, als sie dachte. Verwundert hielt der alte Herr bei dem Klang der Stimme inne, schaute sich um und gewahrte eine zierlich feine alte Dame. Es war

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)