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seefahrenden Bruder, „aber die Ausbildung dauert zu lange, da käme ich womöglich gar nicht mehr raus, ehe wir fertig gesiegt haben.“ – „Wenn die Engländer sich etwa unsern Feinden zugesellen sollten, wird’s nicht so schnell gehen,“ erwiderte bedächtig der andere.

Nach dem ersten Rundgang kehrten die Enkel in den Garten zurück, wo Großmama in schützender Laube den Tee zu trinken pflegte. In buchsumsäumten Beeten standen da duftende Levkoien von zarten, unbestimmten Färbungen, den verblaßten Kleidern gleich auf den Pastellbildern der gepuderten Ahnfrauen; große, vielfarbige Skabiosen erhoben sich darüber, wie die zu den Kleidern passenden altmodischen Hüte. Rittersporn blaute stolz und aufrecht über Balsaminen und Fingerhut, in dessen Blütenschuhchen dicke Hummeln träge schlummerten; wohlriechende Wicken umrankten verwitterte Sandsteinfiguren, und am Spalier an der Schloßwand reiften die ersten Pfirsiche, rot und samtig.

Von dem hochgelegenen Garten blickte man über mählich abfallende, gemauerte Terrassen hinab in das breite Tal. Sanft geschwungene Berge umsäumten es, ein Flüßlein schlängelte sich durch seine mit einzelnen Bäumen bestandenen Wiesen. Reifende Sommerwärme zitterte in der Luft. Eine Gegend war es, die jeder Mann, der in ihr groß geworden, lieben, die zu verteidigen er wünschen mußte, ein so ganz weiblicher Zauber stieg ja aus ihr empor. Nichts Hartes, Rauhes war da in der ganzen Landschaft. Sanft und schwellend die Linien ihrer Hügel, Mädchengeflüster gleich das Plätschern ihres kleinen Flusses. Weiblich die blühende

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)