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jauchzend und ungehemmt, aber seine Pläne hatte auch er in neuer Selbstbestimmung schon fest gefaßt. In das Internat wollte er gleich zurückkehren, um sich dort zu verabschieden, und dann sofort in die Garnison des Bruders fahren; die schriftliche Erlaubnis zur freiwilligen Meldung beim Regiment mußte Großmama ihm mitgeben.

Ja, richtige Geburtstagsgeschenke waren diese Enkel, und es kam Großmama auch wirklich vor, als würden sie ihr in dieser Stunde erst recht geschenkt, als habe sie sie vorher nie so ganz gekannt und besessen. Aber in dies stolze Bewußtsein, daß die heutigen Jungen würdig geworden jener, die drunten in der Gruft schlummerten, in die erwärmende Seligkeit, die ihre Zärtlichkeit über diese letzte Stunde breitete, mischten sich doch wieder die bangen Fragen: War es vielleicht wirklich das letztemal, daß sie alle so zusammenstanden? Und wer würde fehlen, wenn das, was jetzt begonnen wurde, zu Ende geführt sein würde? – – Vielleicht dachten die Enkel Ähnliches; sie sagten zwar stolz und froh: „Auf Wiedersehen!“ und ließen keinerlei Rührung aufkommen, aber als sie dann in dem leichten Jagdwagen den Berg wieder hinabfuhren, blickten sie alle zurück nach der Hauspforte, in der Großmama stand, blickten, so lange sie noch irgend zu sehen war, als wollten sie sich dies altbekannte Bild noch einmal ganz genau einprägen. Und dazu blaute der Himmel, überall grünte, prangte und reifte es unter der heißen Nachmittagssonne, und die Heimat zeigte sich den Scheidenden schöner denn in irgendeinem frühern Sommer.

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)