ausgediente alte Zivilbeamte zusammen in Reih und Glied standen, um sich das eindrillen zu lassen, was not tat, nein, auch den Daheimgebliebenen ging es ähnlich. Irgendwie war jeder mit in den Krieg gezogen, gab etwas dafür, wandelte sich selbst zu einer neuen Bestimmung. Helfen wollen war die eine große Losung.
Auch Großmama gehörte zu denen, die ihr Teil leisteten. Ein weitläufiges Nebengebäude hatte sie gleich zu Lazarettzwecken angeboten, und jetzt, wo die Verwundeten sich täglich mehrten, wurde es belegt. Konnte auch Großmama nicht mehr selbst pflegen, so saß sie doch täglich an den Betten ihrer Schützlinge und erzählte diesen ihr so plötzlich hereingeschneiten fremden Enkeln, was sich so in ihrem langen Leben an freundlichen Eindrücken und heitern Geschichtchen angesammelt hatte. Die eigenen Enkel kamen dabei oft vor, und die Verwundeten kannten sie bald ganz genau. Der Gedanke an die Enkel, an den toten und die lebenden, begleitete Großmama ja auf allen Wegen, und bei allem, was sie andern tat, war ein ihr selbst kaum ganz bewußter Versuch zu paktieren: Was ich nur irgend kann, will ich diesen Armen hier geben, aber daß mir dafür meine beiden draußen erhalten bleiben.
Für den Pastor gab es in dieser Zeit viel zu tun. Einige Lehrer der Schule waren einberufen, deren Unterrichtsfächer er mit übernommen hatte. Und es waren so manche im Dorf zu ermuntern, denen die Feldpostbriefe zu spärlich eintrafen, und andere zu trösten, für die sie nie mehr anlangen würden. Häufig
Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)