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Gewebe verbirgt. Aber nicht nur was da war, sah Großmama. Ihr Blick reichte ja weit zurück in längst Gewesenes. Denn vor der eigenen Generation hatte sie hier ja noch die zwei früheren gekannt, wie sie noch die beiden ihr folgenden erlebte. Auf viele, viele Menschen konnte sie sich besinnen, die einst hier gewandelt und nun längst nicht mehr da waren – wenigstens nicht mehr als für sie sichtbare. Aber in irgendeiner andern Form bestanden sie sicherlich irgendwie weiter. Großmama war davon fest überzeugt. Sie konnte sich ja auch so gut auf bestimmte hohe Bäume ihres Forstes besinnen, die im Lauf der Jahre bei verschiedenen Schlägen gefällt worden waren. Wie sie umsanken und dann geschält und fortgefahren wurden. Die waren auch nicht mehr da, aber manche von ihnen segelten als Schiffsmasten auf hoher See, andere waren eingebaut in den Häusern großer Städte. Die einstigen im Winde rauschenden Waldriesen hätte unter ihrer jetzigen Gestalt wohl niemand gleich erkannt, und doch waren es dieselben. Umwandlung war alles, waren Leben und Sterben.

Und ein großer Umwandler war auch der Krieg, mit seinen neuen Verwendungen von Menschen und Dingen. Zu Rohstoff war alles, waren alle geworden, auch jene, die sich bis dahin als geistig besonders Differenzierte, für Ausnahmewesen gehalten hatten. Und Rohstoffen gleich ließen sie sich willig zu dem formen, was gerade am notwendigsten gebraucht wurde. Nicht nur jene, die freiwillig zu den Fahnen geeilt waren, wo Gelehrte und Handwerker, Zirkusleute und längst

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)