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ja gar nicht vorstellen, ma pauvre enfant, du kennst ja nur die Apfelbäume von Burkahnen.“

Ganz genau vielleicht nicht, aber ungefähr glaubte Dorothee indessen doch, es sich vorstellen zu können; sie dachte bei solchen Schilderungen ja gleich an den Märchensaal in Burkahnen mit seinen Bildern Italiens. Seit ihrer Kindheit Tagen hatten diese sie ja oft so seltsam geheimnisvoll gelockt und waren ihr doch stets ein bißchen unheimlich geblieben. Immer schienen sie Bilder zu sein von Dingen, die es in Wirklichkeit gar nicht geben konnte, oder die, wenn es sie denn wirklich gab, in ihrer Pracht und übertriebenen Schöne etwas Unerlaubtes, beinahe ein wenig Sündhaftes haben mußten.

Und nun sollte das Seltsame geschehen? Sie sollten in Dorothees Leben doch Wirklichkeit werden? Einer der allerschönsten Punkte dieser Märchenwelt würde ihr zu eigen angeboten werden? Zu ihren Füßen gelegt von einem Sohn des Zauberlandes, der, auch wenn seine Hände nichts zu bieten gehabt hätten, selbst unwiderstehlich gewesen wäre. Denn bezaubernd war Ercoles ganzes Wesen und voll reizender Einfälle, das fühlte die in nordischer Nüchternheit aufgewachsene Dorothee immer mehr – und am unwiderstehlichsten würde er vielleicht sein, wenn er um etwas bat. Während all der folgenden Feste, bei jeder der vielen Gelegenheiten, wo sie sich trafen und wo er verstand, sich zu geben, als sei er nur da für sie, immer mehr fühlte sie klopfenden Herzens, daß der Augenblick der Aussprache nahte, daß er ihn suchte. Sie aber war dem

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)