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gehabt hatte. Aber der Marchese war kein Bewunderer, dem sich leicht entweichen ließ. Mit südlichem Feuer führte er seine Sache, mit einer ansteckenden Fröhlichkeit, die keine Hindernisse kannte. Das Komteßchen, das doch gemessen zu sein trachtete, wurde denn auch bisweilen völlig von ihm mit fortgerissen, und die ganze Gesellschaft, die an diesem Idyll ein gerührtes Interesse nahm, sagte: „Sie kann gar nicht anders, man muß ihn ja lieben.“

Alle schienen sie zu des Marcheses Helfershelfern und Fürsprechern geworden zu sein, obschon er eine Persönlichkeit war, die dessen eigentlich gar nicht benötigte. Aber es war eben jeder einzelne von ihm bezaubert und wollte ihm daher zur Erfüllung seines Herzenswunsches helfen. Immer und überall hörte Dorothee den Fremden rühmen. Und Tante Sonja, die bis dahin, im Hinblick auf mögliche russische Heiraten Petersburg, nie genug loben konnte, rühmte nun Italien, das sie von ihrem diplomatischen Leben her kannte. Ganz enthusiastisch wurde die weltlichkühle Dame. „Hier mag ja alles gut und schön sein,“ sagte sie, „aber was überhaupt ist die gesamte übrige Welt im Vergleich zu Italien – der Heimat aller Kultur und Kunst, dem Land, wo jeder Atemzug Wonne ist. Ach, und Ercoles Paläste und Galerien und vor allem seinen berühmten Garten, den solltest du sehen! Diese immergrünen Bäume, diese betäubend duftenden Blumen, die großen Glühkäfer, die in den Nächten leuchten, und nie Kälte, nie Winter, und dazu das blaue Mittelländische Meer! Aber etwas so Schönes kannst du dir

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)