Ehen, welche durch ein gegenseitiges Wolgefallen, und eine Übereinstimmung der Anfoderungen an Glück, Rechte und Pflichten geschlossen werden. Nun kommt es nur darauf an, daß man bei näherer Bekanntschaft zum Verständniß über die beiderseitigen Charactere komme, welche diese Anfoderungen machen, und bei diesem Bestreben kommen denn zuerst fast immer die ungeheuersten Mißverständnisse zum Vorschein.
Die Schwestern waren von einer vortrefflichen Mutter erzogen, deren Kränklichkeit sie ziemlich fern von dem Kreise hielt, welchem der Vater durch seine Stellung angehörte. Er war Hofmarschall bei einem der Prinzen des königlichen Hauses in Berlin. Da er kein anderes Einkommen als dasjenige hatte, welches seine Stelle ihm brachte, und seine Frau auch kein bedeutendes Vermögen besaß, so wuchsen die Mädchen nicht in der Üppigkeit des Überflusses und des Luxus auf, sondern die Hofmarschallin gewöhnte sie an Einfachheit und Häuslichkeit, an Sparsamkeit in der ökonomischen Verwaltung des Hauswesens, an Geschick zu wirthlicher Einrichtung bei ihren kleinen Toilettenangelegenheiten. Dies war vielleicht der beste Theil der Erziehung, welche die Mädchen erhielten, aber auch an dem glänzenden ließ die Mutter es nicht fehlen, und keine Sparsamkeit
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/008&oldid=- (Version vom 31.7.2018)