Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn).djvu/011

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


verstand es sich freilich von selbst, das seine Persönlichkeit und seine Bedürfnisse immer zuerst in Anschlag gebracht werden mußten, was Mutter und Töchter um so weniger bezweifelten, als er diese Voraussetzung stets in der gefälligsten Weise an den Tag zu legen wußte.

Cornelie und Aurora waren kaum siebzehn Jahr alt, als die lange Kränklichkeit der Hofmarschallin in ein Zehrfieber überging, woran sie nach drei Monaten starb. Mit dieser schmerzlichen Pflege und mit einem trüben Trauerjahr begann die Jugend der Zwillinge. Dann folgte ein Winter in welchem der Vater sie in die Welt führte und sie die Freuden des Carnevals genießen ließ. Am Schluß desselben waren Beide verlobt und im Sommer verheirathet. Bei diesem raschen und doch so ganz natürlichen Wechsel verschiedenartiger Ereignisse, blieben die Mädchen in ihrem Character. In ihrer Sorge, ihrem Schmerz, ihrer Liebe, zeigte Aurora immer eine gewisse Exaltation, ein Hinausgreifen über das Vorhandene und Gegebene, ein unbewußtes Darlegen, daß sie mehr begehre als was die Umstände ihr darboten und von ihr verlangten, während Cornelie gleichsam unter den Verhältnissen blieb. Diese erschien z. B. allzu gefaßt bei dem Tode der Mutter: Aurore allzu verzweiflungsvoll. Mit freundlicher

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/011&oldid=- (Version vom 31.7.2018)