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Verehrung und süßer Liebe, dies Höchste was bewußt oder unbewußt das Weib erstrebt und was unter Millionen kaum Eine erreicht - dies verfehlte nie auf Eustach einen höchst befriedigenden Eindruck zu machen: er war die Gottheit dieses lautern Herzens.

„Meine Taube, sagte er, welch ein Unterschied zwischen Dir und Auroren! wie tief ist Deine Liebe, wie klar Dein Verstand - und wie oberflächlich ists bei ihr mit jener, wie verwirrt mit diesem bestellt.“

„O schilt sie nicht! sprach Cornelie ernst. Ich habe es leicht und sie hat es schwer. Friedrich ist kein Eustach! ich bilde mich an Dir hinauf, und das zu fühlen ist meine höchste Wonne. Sie, die Arme! mögte ihren Mann zu sich emporziehen, und er widerstrebt seiner schwerfälligen Natur zufolge.“

„Da sind wir wieder auf dem Punkt von welchem wir ausgingen; denn ich behaupte ja eben, daß sie nicht so hoch steht, als sie es sich einbildet.“

„Ist das nicht zwiefach traurig?“

„Höre, Engel! fängst Du an die Thorheiten zu betrauern die in der Welt herrschen, so mußt Du Dein niedliches Köpfchen permanent mit Asche bedecken - und das würde mir gar nicht gefallen.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/054&oldid=- (Version vom 31.7.2018)