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„Sie gefällt mir wol nicht sehr, antwortete diese lächelnd, aber sie flößt mir Respekt ein.“

„Mein armer Fürst! rief Antoinette spöttisch, mitleidig; fallen Sie nur nicht zu früh aus dieser erhabenden Rolle.“

„Ich kann das gar nicht; denn es ist keine Rolle,“ versicherte er.

„Alles was wir thun und treiben ist eine Rolle, die wir durchführen, sagte Eustach; ist eine Übung in Darstellung der Lebenscharactere.“

„O nein!“ rief Cornelie bittend.

„Dann bleibt ja noch übrig was wir sind, entgegnete er beruhigend; der Schauspieler muß ja oft mit tief traurigem Herzen eine lustige Rolle darstellen, und wer von uns hätte nicht hundert Mal etwas Aehnliches gethan?“

Madame Orzelka und Fürst Gotthard pflichteten ihm bei. „Nur, fügte dieser hinzu, war ich meines Theils stets ein so miserabler Schauspieler, daß Natur und Rolle mir zusammenfielen und ich mich selbst spielte.“

Cornelie sagte nichts mehr. Sie legte mit sanfter Geberde die Hand über Stirn und Augen. Sie dachte: welch eine Welt! man tröstet sich .… und man spielt Comödie! - - - -

Später sagte Fürst Gotthard zu Madame Orzelska:

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/077&oldid=- (Version vom 31.7.2018)