wußte. Er liebt mich nicht mehr, denn er liebt Antoinette! sagte sie sich unverholen; was beginne ich?
Nichts konnte sie beginnen - als sich grämen oder sich trösten. Während sie Ersteres that, fiel ihr das Letztere, als Gotthards Ausspruch ein. Es hängt nicht von mir ab so oder so zu empfinden, sprach sie zu sich selbst. Ich liebe Eustach und darum gräme ich mich. - In wenigen Wochen wurde sie so blaß, so verändert; es lag etwas so Gedrücktes in ihrer Haltung, so Melancholisches in ihrem Blick, daß es wol auffallen mußte.
„Meine Frau nimmt sich die Geschicke der Welt zu Herzen, sagte Eustach spöttisch, wenn man gegen ihn eine Bemerkung darüber machte. Die Damen sind nun einmal von vehementen Empfindungen. Madame Orzelska jubelt, Cornelia trauert.“
„Trauern Sie wirklich um die verletzte Legitimität?“ fragte Fürst Gotthard.
„Ich traure um die tödtlich in ihrem Recht gekränkten, unschuldigen Seelen,“ sprach sie kalt.
Gotthard hatte natürlich seine Reise nach Paris aufgegeben. Das Ereigniß des 9. August benahm ihm alle Luft dazu. Er rief:
„Eine Revolution zu machen um die Republik einzusetzen, wäre zwar unsinnig - allein doch eine
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/086&oldid=- (Version vom 31.7.2018)