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Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn).djvu/093

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Meilen, und die Schildkröte bewegt sich in ihrem ganzen Leben einige hundert Schritt weit; jedes folgt seinem Instinkt. In der Natur des Menschen ist auch Instinkt vorhanden, nur erlaubt unsre verrückte und verschrobene Erziehung nicht ihn auszubilden, zu durchgeisten: man soll ihn unterdrücken. Der sublime, primitive Drang, der uns weiter führen würde als sämtliche Schulmeistereien, wird mißachtet, und klägliche Präzeptoren-Regeln werden uns vorgeplappert und wir plappern sie nach mit unverständigem Herzen: „in dieser Weise wirst du glücklich sein! auf jene Weise wirst du gut sein!“ - O wie gern! Nur kommt es dann plötzlich zum Vorschein, daß es nicht mehr meine Weise ist; daß ich z. B. den Schildkröteninstinkt habe, und nicht herumgehetzt werden - oder den des Vogels und nicht ruhig sitzen mag. Dann großes Geschrei dort - über die Träge Taugenichts-Existenz! hier - über das Vagabondenleben! - Zu seinem Instinkt bei Zeiten die rechte Sphäre finden, ist des Menschen höchste Weisheit, und wenn auch sämtliche Präzeptoren und Pädagogen ihre wolweisen Häupter dazu schütteln. Wer diese Sphäre ausfüllt, ist gut; wen sie ausfüllt ist glücklich. Eine Regel ohne Ausnahme für Alle, dürfen Sie nicht festsetzen.“

„Sie haben Recht, lieber Fürst! Sagte Cornelie.

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/093&oldid=- (Version vom 31.7.2018)