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genre erheischten Falten zu legen verstand, ohne es jedoch zu der exquisit edlen Haltung ihrer Schwester bringen zu können.

Eines Morgens als sich des bösen Wetters halber die Menschenmasse in der Trinkhalle zusammen ballte, war es fast unmöglich bis zu den schöpfenden Frauenzimmern am Kesselbrunnen vorzudringen. Cornelie stand gelassen an einen Pfeiler gelehnt und wartete. Da trat ein großer Mann auf sie zu, sagte sehr verbindlich:

„Gnädigste Gräfin, dürfte ich nicht ihren Becher füllen lassen?“ - drang mit demselben durch die Menge und kehrte nach einer Weile mit dem gefüllten Trinkglas zu ihr zurück indem er sagte:

„Ich wage für meine Zudringlichkeit im Namen der Landsmannschaft um Vergebung zu bitten, gnädige Gräfin, ich bin ein Schlesier und habe manche frohe Stunde im schönen Park von Altdorf zu-gebracht.“

Cornelie antwortete freundlich, und so hatte Leonor in ungezwungener Weise die Bekanntschaft derjenigen Frau gemacht, welche zwischen den zahlreichen schönen und eleganten Damen allgemein als eine brillante Erscheinung galt. Sie wechselte täglich einige Worte mit ihm so gut wie mit zwanzig andern Männer, und hatte keine Ahnung davon

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/174&oldid=- (Version vom 31.7.2018)