daraus entspringende Befriedigung: das sind die Güter des Lebens denen wir nachstreben sollen und zu denen nur eine gewisse Tüchtigkeit uns ein Anrecht giebt. Männer unsers Standes, die Geburt, Vermögen und Unabhängigkeit haben, betrachten mißtrauisch die bedenkliche Zeit in der wenig für sie zu gewinnen und viel zu verlieren ist, halten sich fein ruhig, zeigen durch Räsonnement daß sie auf der Höhe des Jahrhunderts sind, langweilen sich grenzenlos, fühlen sich allmälig krank an dieser chronischen Langenweile, und verlieren Lust und Muth für das Kleine wie für das Große. In den Zeiten vom alten Schrot und Korn wäre ein Mann wie Sie seit zehn Jahren verheirathet und dächte nicht daran zu bedauern, daß seine Finger zu ungeschickt für die Tapisserie sind.“
„Sie sind sehr streng gegen mich, theure Gräfin, allein Sie haben ganz Recht. Nur hilft es mir nichts, daß ich Ihr Recht und mein Unrecht einsehe. Erkenntniß ist auch eine Frucht des Räsonnements, oder vielmehr eine taube Blüte, die ohne Thatkräftigkeit nicht Frucht trägt. Helfen Sie mir zur Thatkraft - dann will ich Ihnen dankbar sein für jede Strenge .… die mir jezt doch ein wenig grausam vorkommt. Und wie Sie so kurz und entschieden von den bedenklichsten Sachen reden! man
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/181&oldid=- (Version vom 31.7.2018)