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könnten! entgegnete Cornelie lachend. Die Welt hat Raum genug um zu gestatten, daß Männer und Frauen hübsch aufrecht neben einander stehen und einhergehen können. Die mittelalterliche frivole Vergötterung der Frauen ist mir ein Greuel, und ist mehr ein romanisches als ein germanisches Element. Ich aber bin meiner Gesinnung und meinem Character nach für den tiefen Ernst unsrer germanischen Vorfahren.“

„Aber das romanische Element ist nun einmal nicht aus unsrer Bildung zu verwischen, und mithin auch nicht jener Drang zur Vergötterung des Weibes, den Sie um so weniger frivol nennen sollten, gnädige Gräfin, als er mit christlichen Ideen in Gemeinschaft stand und vielleicht sogar nur aus ihnen geboren wurde.“

„Ich habe auch die vollkommne Ueberzeugung,daß das Christenthum keinesweges den günstigen Einfluß auf den Zustand des weiblichen Geschlechts geübt habe, welchen man ihm beizumessen pflegt und welchen es hätte haben können - und ich glaube wirklich aus keinem andern Grunde, als weil man ein bischen pfäffisch den blinden Heiden nichts Gutes gönnen mag. Nein, bester Doctor, in der alten germanischen Zeit hatte es die Frau viel besser, als in unsrer modernen: sie war eine Freie, so

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)