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Kopf und klare fünf Sinne, und giebt ihm gute Gedanken und erfrischende Ermunterung obenein.“

Beide Schwestern lachten um die Wette und endlich mußte auch Gotthard lächeln.

„Da muß die Liebe wol vor Ihnen fliehen, hub Aurora an, wenn Sie mit solcher Ungerechtigkeit sie beurtheilen, und alle Ihre persönlichen Thorheiten und Schicksale dem Wesen der Liebe aufbürden wollen. Diese Verantwortung mag sie nicht über sich nehmen!“

„Und es ist ja doch Alles nur halb wahr! rief Cornelie. Weil die Liebe den Menschen in den Urtiefen seiner Wesenheit ergreift, so müssen auch freilich die Donner und Blitze der Ungewitter neben den Sommersonnenstralen des Tropenhimmels grollen und zucken. Es ist ja schön, daß das Alles Platz hat in einer und derselben Seele.“

„Mir macht das zu viel Confusion,“ sagte Gotthard.

„Ach lieber Fürst! rief Aurora, in dem nüchternen Zustand der Freundschaft sehen Sie auch nicht mehr, nicht höher noch tiefer, als in dem momentan konfusen der Liebe - höchstens sehen Sie weiter grade aus.“

„Aber ich leide wenigstens nicht,“ entgegnete er.

„Aber man bleibt ja auch nicht in einen permanenten Leidenszustand, sagte sie. Denken Sie doch an die lieblichen Genien Hofnung, Gewißheit, Erfüllung!“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)