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Die tiefe Schönheit des Menschen kommt nur in den Momenten seiner tiefen Begeisterung zum Vorschein, denn alsdann bricht das Göttliche in ihm hervor. Von diesem Licht gewahrte Eustach nur die Flamme, aber doch rief er entzückt:

„Du bist das edelste, das schönste, das liebenswürdigste Weib und zuweilen hab ich Bekümmernisse als sei ich Deiner nicht werth! Absolvirst Du mich von diesen Ängsten?“

„O Du Thor!“ rief sie in seinen Armen.

Er verfolgte seine Absicht, seinen Zweck. Er wollte daß Antoinette für den Winter nach Altdorf kommen, daß Cornelie sie dazu bewegen sollte. Als Cornelie ihn nach Madame Orzelska's Befinden, und ob er sie viel gesehen fragte, antwortete er:

„Von dem Augenblick an wo sie ihr larmoyantes Benehmen aufgab, sah ich sie täglich. Du kennst ja meine Schwäche: Abscheu vor Weiberthränen. Hat sie sich Dir zuweilen barbarisch genug kund gegeben, so urtheile was ich bei Andern empfinde! Jezt ist sie wieder charmant, und folglich bin ich es auch. Ihre Verhältnisse ordnen und ebnen sich auch allmälig; und ist sie in der Gegenwart noch genirt, so wird sie es doch für die Zukunft nicht sein.“

„Will sie hier abwarten bis sich Alles nach ihren Wünschen macht?“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/004&oldid=- (Version vom 17.8.2016)