„Ja! sie findet es bequem für ihre enorme Correspondenz mit Gott weiß welchen Protektoren, Geschäftsleuten und Sachverständigen in Cracau und Warschau – nebenbei auch den Aufenthalt wenig kostspielig – und im Frühling denkt sie mit einer von ihren hunderttausend Verwandtinnen nach Paris gehen zu können – wenn ihre finanziellen Aussichten nicht allzu sanguinisch sind.“
„Aber sie darf wirklich nicht für den Winter nach Glatz zurück! für ihre vorjährige trübe melancholische Stimmung paßte es – jezt hält sie es nicht aus.“
„Ich glaub es auch nicht, sagte Eustach. Wir wollen ihr abermals unser gutes Altdorf vorschlagen! faute de mieuz nimmt sie es vielleicht an.“
Und Antoinette nahm es an. War es Spiel, Laune, Schwäche, Langweile, genug die Leidenschaft, die Eustach für sie empfand, die sie anfangs kokett ablehnend, später kokett ermunternd immer genährt, immer gereizt hatte – war ihr jezt nicht mehr gleichgültig. Vielleicht suchte sie auch eine armselige Entschuldigung für ihr Verfahren in dem Vorwand, daß sie seine Empfindungen theile, daß die Huldigung die er ihr vom ersten Augenblick dargebracht und die er der Glänzenden und Gefeierten wie der Verlassenen und Verbannten zolle, ihr Herz
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/005&oldid=- (Version vom 18.8.2016)