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Wenn Cornelie in diesem Winter die ruhigen Briefe ihrer Schwester las, die ausführlichen Nachrichten über die Kinder, deren Zahl sich im Sommer wieder vergrößern sollte, die Beschreibung des Weihnachtsfestes, verschiedener Geburtstage und all der kleinen Ereignisse, die im häuslichen Leben so wichtig sind, daß sich aus ihnen die Häuslichkeit auferbaut: so gingen oftmals diese Bilder friedlichen Glückes in ihren heißen trostlosen Thränen unter.

Nun hatte sich das freilich wieder verändert. Zu der unbedingten jauchzenden Zuversicht, die früher die Basis ihrer Liebe für Eustach gewesen, konnte sie es nach zwei so gewaltigen Erschütterungen nicht mehr bringen. Aber seiner Gesinnung und seinem Character vertraute sie mit der stillen Wehmuth, welche die Frauen befällt, wenn sie gewahr werden, daß die Liebe des Mannes aus der Unwillkürlichkeit in die Region des Willens übergegangen ist: Er könnte aufhören mich zu lieben .… aber er will nicht .… er wird nicht wollen! – Mit dieser Erkenntniß ist der Stab über das eigentliche Liebesglück gebrochen. – Zagend vor der Zukunft, unsicher was das Schicksal ihr noch aufbewahren möge, doch beseligt daß sich die Besorgnisse der Gegenwart verflüchtigt hatten, so stand Cornelie jezt neben Eustach, und je näher die Möglichkeit eines Verlustes

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)