unendlichsten Zuversicht mitten in der unendlichsten Angst betete sie.
„Grüß Gott zum neuen Jahr, liebe Dorel! hier geht's ja traurig zu!“ sprach ein Mann plötzlich ins Zimmer tretend.
„Leonor, ach! bist Du es? rief Dorothee aufspringend und freudig. Welche Ueberraschung! woher kommst Du? ach, Leonor, es sind zwei volle Jahr seitdem wir uns nicht gesehen haben .… und nun kommst Du grade heut wo ich mich nur mit halbem Herzen Deiner freuen kann.“
Sie erzählte von den Qualen der Gräfin, von den Bedenklichkeiten der Aerzte. Er suchte sie zu beruhigen so gut er konnte; endlich sprach er:
„Es ist gar nicht der Augenblick um Dir eine frohe Nachricht mitzutheilen“ .… –
„O doch .… wenn sie Dich betrift,“ unterbrach sie ihn und trocknete die Augen.
„Uns Beide, liebe Dorel! stell Dir vor – der Onkel ist gestorben und hat mir sein Vermögen vermacht.“
„Ist es möglich! rief sie ungläubig; sein ganzes großes Vermögen?“
„Ja, unter einer Bedingung: ich soll seine Tochter heirathen!“
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/065&oldid=- (Version vom 31.7.2018)