gelernt? Fragte er befremdet. Ich fürchte doch nicht .… bei der Gräfin.“
„O die Gräfin! sprach Dorothee mit überströmenden Augen. Gott gebe mir die Gnade, daß ich in meiner letzten Stunde das Haupt so friedlich auf mein Sterbekissen legen könne als sie. Amen!“ – sie faltete die Hände.
„Ja, sie ist eine holdselige Erscheinung, sprach er bewegt, und immer wenn ich sie sah kam sie mir ganz eigenthümlich glorreich vor.“
„Das kommt von der glorreichen Seele!“ sagte Dorothee.
„Ob sie sich wol gegrämt haben mag um den Brief? fragte Leonor gedankenvoll; oder ob er nichts Neues für sie enthielt?“
„Um welchen Brief, Leonor?“
„Um den welchen ich ihr im Frühling schrieb und mit dem Deinen aus Glatz ihr zuschickte.“
„Leonor! Schrie Dorothee laut auf, den Brief hast Du ihr geschickt! den – in welchem ich zu Dir über Madame Orzelska und den Grafen sprach? o! den nicht .… den nicht!“
„Grade den, liebe Dorel! sollte ich, Dein Bruder, die schmähliche Verleumdung an Dir haften lassen? In dem Hause der Gräfin warst Du der Verleumdung preisgegeben worden: folglich mußte
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/068&oldid=- (Version vom 31.7.2018)