„Lieber Fürst, sagte Cornelie, ich hab' eine solche gleichmäßige Natur, daß ich mich schwer drin zurecht finde, wenn Andre aus dem Schritt fallen in welchem ich gewohnt bin mit ihnen zu gehen. Das ist Ihnen so eben ein wenig geschehen! Sie haben hier fast ein halbes Jahr sich mit uns eingelebt, allerhand Sorge und Freude mit uns getheilt; – das Scheiden hat immer etwas Schmerzliches – nun mögten Sie fort und mögten auch bleiben; das ist so Ihre unentschiedene Art und Weise! aber sehen Sie – mich beklemmt es wenn Sie Sich ungebührlich in Sentimentalitäten vertiefen. Sie pflegten sonst über dergleichen Anwandelungen gleich hinterdrein zu lachen“ .… –
„Und das soll ich auch jezt? – Gräfin .… wüßt' ich nicht daß Sie ein Engel sind .… ich würde Sie diabolisch nennen! und von diabolischer Kälte sind Sie auch; das macht Ihnen den Engel leicht.“
„Ich bin kein Engel und bin nicht diabolisch. Ich bin dieselbe Cornelie, die Sie seit Jahren kennen“ .… –
„Dieselbe nun wol nicht! kein Mensch bleibt wie er ist. Vorwärts gehen Alle – Sie gehen aufwärts.“
„Ich sage: jeder Mensch bleibt wie er ist. Was
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/084&oldid=- (Version vom 31.7.2018)