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Eustach gab sich nicht überwunden. Mit Thränen, mit liebkosenden Schmeicheleien, mit zürnenden Vorwürfen, mit Ausbrüchen flammender Leidenschaft – mit Allem was rühren, schmerzen, berauschen, und dadurch einen Gefühlsaufruhr erregen kann, von dem es keine Rettung giebt als die Rückkehr des Stromes der Empfindung in seine alten Ufer: so bestürmte er Cornelie um Etwas das nicht in ihrer Macht war: um ihre Liebe. Täglich wiederholten sich diese Szenen, und immer mit der Steigerung, die unter diesen Verhältnissen unvermeidlich war. Sie sah in ihrer Unerschütterlichkeit ihr Heil, und er in seinem Siege sein Lebensglück. Tödtliche Worte waren schon gefallen, Worte die genügen um jede Vermittlung unmöglich zu machen, weil sie wie gezogene Schwerter an einander geklirrt haben, deren Klang sich nie vergißt, auch wenn es nachher Friede werden sollte.

„Es ist vergeblich, Eustach! sprach Cornelie trübe; die Liebe ist dahin, das Vertrauen ist fort .… aber dermaßen fort, daß ich die Ueberzeugung habe: in demselben Augenblick wo ich mit voller Seele an Dein Herz sinken würde, würdest Du .… mich aufs Neue verrathen. Es giebt solche unselige Naturen; steckt es ihnen im Blut, in der Gewohnheit, in den räthselhaften Abgründen der

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/095&oldid=- (Version vom 31.7.2018)