ihre Inconsequenz; über die Chimären und Phantome denen ihre unbändige Phantasie nachjage; über die Nothwendigkeit Nachsicht haben zu müssen mit diesen reizbar organisirten Geschöpfen; über ihre blinde Leidenschaftlichkeit, und daß ein vernünftiger Mann die Pflicht habe ihnen eine Frist zu gönnen in der jene sich gleichsam ausgähren müsse um allmälig der Klarheit der Besonnenheit zu weichen. Er sprach wie ein Weiser, behielt immer dabei seine besonnene feine Haltung, und wer ihn sah, den Mann in den Jahren der Vernunft – wie man die Vierziger gar oft zu nennen pflegt – und wer sich erinnerte, daß seine Frau bedeutend jünger sei als er, dem fiel es wie Schuppen von den Augen. Ach, der edle Mann! gewiß ist die arme Gräfin von einer jener unsinnigen Leidenschaften befallen, welche häufig junge Frauen älterer Männer heimsuchen, und er hat die Schonung für sie keinen eclat zu machen! ist das aber nicht Güte und Nachsicht zu weit getrieben? heißt das nicht die Frauen zum Mißbrauch der Geduld verlocken? Dergleichen sollte sich ein Mann unter keiner Bedingung gefallen lassen! –
Aurora gerieth fast in Verzweiflung wegen all der nachtheiligen Gerüchte, welche sich über Cornelie verbreiteten. Diese hatte der Schwester den Grund der Trennung nur angedeutet ohne auf Einzelheiten
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)