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macht, daß sie sich in die Form zu schicken und zuweilen anmuthig, bequem und friedfertig darin zurecht zu setzen wissen. Unterwürfigkeit hat man ihnen so lange als höchste Tugend vorgepredigt, daß die Einen mit stiller Resignation, die Andern im Gefühl ihrer Ohnmacht, sich den allgemein gültigen Gesetzen – wie Du, liebe Aurora, sie nennst – unterwerfen, und ihr gutes Gewissen in der Sphäre finden, wohin auch Du es verlegst. Daß

Tausende dabei unermeßlich elend sind, sich abarbeiten im öden Thun, in schnöder Zerstreuungssucht, im bangen Herumtappen nach künstlichem Wirkungskreise, und doch dabei zu keiner Ruhe, zu keiner innern Befriedigung kommen – liegt klar vor unsern Augen. Sie mögten so gern glücklich sein, und reiben sich auf in mißlungenen Versuchen, denn Existenzen die kein Sein haben, können auch nicht glücklich sein, weil es kein andres Glück giebt, als innere Befriedigung. Die, und nur die habe ich erstrebt mein Lebenlang! sie kann nur gedeihen auf dem Erdreich innerer Tüchtigkeit, denn sie ist kein Blumenkorb voll Rosen und Veilchen, den wir uns draußen auf dem Markt kaufen und nach Hause tragen, sondern sie ist ein starker, grüner Baum, der oft nicht eine einzige Blüte aufzuweisen hat, aber durch dessen Zweige

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)