gegraben, und sie betrachtete Tristan als ihr Kind allein.
Ehe sie Altdorf verließ hatte sie Dorothee mit der Erklärung entlassen wollen: sie werde künftig in Verhältnissen leben, welche ihr die größte Einschränkung zur Pflicht machten; drum müsse sie sich mit einer Dienerin begnügen, die alle Dienste eines kleinen Hauswesens leisten könne. Dorothee starrte sie an mit großen Augen, wurde todtenbleich und sagte endlich feierlich:
„Gnädige Gräfin, so weit meine Füße mich tragen und so lange meine Augen offen sind – folge ich Ihnen nach.“
„Liebe Dorothee, sagte Cornelie weich, wie rührt mich Ihre Anhänglichkeit .… und grade in diesem Augenblick. Aber ich kann Sie nicht mitnehmen – ich habe wirklich kein Geld dazu .… und darauf muß ich gar große Rücksicht nehmen“ – setzte sie lächelnd hinzu.
„Es ist also doch dahin gekommen! rief Dorothee mit ihren Thränen kämpfend; der Schmerz ist doch über Sie hereingebrochen, gnädige Gräfin! – Der Bruder hat es verschuldet aus Liebe für die Schwester. Zürnen Sie ihm nicht, und gönnen Sie mir als einen Beweis Ihrer Vergebung die Ehre Sie begleiten zu dürfen .… – bis ans Ende
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)