gewonnen: dort sei Cornelie nicht. Also nach Zürich! An einem See glaubte man ja daß sie sich niedergelassen habe. In Winterthur, einem Städtchen zwischen Constanz und Zürich, wo die Schweizer Kutscher regelmäßig ihre Pferde füttern, begehrte Gotthard das Fremdenbuch, blätterte weit zurück und fand von unbekannter und ziemlich ungeschickter Frauenhand geschrieben: Oktbr. 9, 1834. Frau Gräfin Sambach – aus Schlesien –
nach Zürich. Dies war die erste directe Nachricht über sie! Mit verklärten Blicken sah Gotthard den geliebten Namen an, und nie mag Rafaels oder Murillos Pinsel ein leuchtenderes Entzücken auf einem Menschenantlitz hervorgerufen haben, als es Dorotheens sehr wenig kalligraphischen Federzügen gelang.
Abends war er in Zürich im Gasthof „zum Schwert,“ damals einer der berühmtesten in der Schweiz, jezt ganz verdunkelt und in den Hintergrund gedrängt durch die großen Fremdenkasernen des modernen Gasthofstyls. Abermals nahm er das Fremdenbuch zur Hand, aber es begann mit dem Jahr 1836. Das ältere mußte aufgesucht werden, und es fand sich erst am nächsten Morgen – und in ihm ihr Name. Einer der Lohndiener des Gasthofes, den Gotthard fragte ob er sich der Reisenden entsinne die seit zwei Jahren hier gewesen wären,
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/127&oldid=- (Version vom 31.7.2018)