nie das Gepräge feiger Kriecherei, welches buhlende Eitelkeit annimmt; denn er gründet sich, freilich auf ein mißverstandenes, Sein und ein, freilich unausgebildetes, Bewußtsein – während die Eitelkeit sich abmüht und ihre Befriedigung in der Meinung und Zustimmung Andrer um jeden Preis sucht. Der Stolz als Fehler, d. h. als Dünkel betrachtet, kann dem Verstand schaden und das Urtheil beschränken; die Eitelkeit erniedrigt den Character.“
„Ein wenig harmlose Eitelkeit kann so unterhaltend sein, so liebenswürdig machen, mit so guten, menschenfreundlichen Eigenschaften Hand in Hand gehen, den Impuls zu so vielem Lobenswerthen und Nützlichen, zu so manchen höchst vortheilhaft wirkenden Bestrebungen geben, daß Sie ihr ein Plätzchen zwischen den mannigfachen Triebfedern gönnen sollten, welche die Maschine des Menschenlebens in Bewegung setzen,“ sagte Leonor halb scherzend und doch ernst.
„Ich merke, entgegnete Cornelie in demselben Ton, daß wir Beide unser verzogenes Schooßkind haben, Sie – die Eitelkeit; ich den Stolz.“
Ein Mensch wie Leonor, der sein Lebenlang nichts erstrebt hatte als einen Platz auf dem er glänzend in Szene gesetzt war und blendend in die Augen fiel – der keinen Genuß so hoch hielt als den zu
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)