Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn) v 2.djvu/186

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Eustach wird nie in die Scheidung willigen – es sei denn um Tristans Preis. Nein! nichts ist frei – als mein Herz.

Leonor kam wie gewöhnlich am Abend. Cornelie erröthete flüchtig als sie ihn begrüßte, dann war Alles wieder wie es immer gewesen. Am dritten Tage sagte Leonor zu Cornelien:

„Nun? halte ich mein Wort?“

„Wie ein Mann!“ entgegnete sie mit stralenden Augen.

„Gott! rief er und trat einen Schritt zurück um sie besser zu betrachten, wie sind Sie schön!“

„Man ist immer schön wenn man glückstralend ist,“ erwiderte sie lieblich.

Etwas auf dem Herzen haben und es nicht aussprechen dürfen, ist eine große Pein. Weiß man, daß ein Andrer genau dasselbe auf dem Herzen hat, und es aussprechen mögte – hindert es aber die Umgebung, die Zeit, die Gesellschaft: so ist die Pein noch einmal so groß. Sie erreicht den Superlativ, wenn zwei Menschen mit

übervollen Herzen und nicht durch äußere Hindernisse dazu gezwungen, sich dennoch stumm einander gegenüber stehen. Es tritt ein Zwang, eine Spannung, eine Erschöpfung ein, welche das Fieber geben können, so hastig und angstvoll greift man nach Thema's welche

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)