Hinsicht so ausgebildet und vorgeschritten sei, daß ihr längerer Aufenthalt daselbst ihr durchaus keinen Nutzen bringen könne, um so mehr, da der erste Januar 1838 eine große Umwälzung in ihrem Leben machen müsse. Leonor sagte unbedenklich er schätze sich glücklich dem Wunsch seines vortreflichen Oheims nachkommen, und dessen einzigem Kinde, seiner nächsten Verwandten, den Schutz seiner Hand und seines Herzens anbieten zu dürfen. Der Vormund reiste auf der Stelle mit seiner Frau nach Berlin, brachte Fräulein Fanny Ahrheim zum Weihnachtsfest nach Breslau zurück, und an dem bewußten Neujahrstage erfolgte ihre Verlobung mit Leonor – höchstens sechs Wochen nach seiner Abreise von Zürich. Leonor hatte für seine Braut nur den einen Wunsch: sie möge gute Manieren haben; – Alles andre kann man sich bei siebzehn Jahren noch aneignen, Talente entwickeln, Verstand und Character ausbilden, meinte er, sind aber ihre Manieren nicht die der Frauen aus der guten Gesellschaft, so weiß ich nicht wie ich das ertragen werde. Zum Glück war Fräulein Fanny eine sehr wol erzogene junge Dame. Die Art wie sie ins Zimmer trat, sich verneigte, sich an den Theetisch setzte, ihre Handschuh auszog und den Thee machte, war tadellos, war so ganz bon genre
wie man
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/219&oldid=- (Version vom 31.7.2018)