heißen wird: Umsonst! – In der Liebe habe ich mich müde gesehnt – umsonst! In der Religion hab' ich mich müde gebetet – umsonst! Für Mann und Kinder habe ich mich müde gearbeitet – umsonst! Jezt werd' ich auch sterben müssen – umsonst! .… Denn sterben werde ich; das fühle ich an meiner unerhörten körperlichen Schwäche und an der Klarheit meines Geistes mit der er
über den ganzen irdischen Abschnitt meines Lebens hinwegsieht, als über einen Schauplatz auf dem es nichts Befremdendes mehr für ihn giebt. Sieh! in meinen letzten Augenblicken kommt mir die Klarheit, die mir sonst immer gefehlt hat; – wiederum heißt es da – umsonst.“
Dies war das letzte Wort gewesen welches sie geschrieben – vielleicht der letzte Gedanke den sie gedacht hatte. Corneliens Sinne vergingen und ihr Herz drohte sich vor Weh und Jammer zu spalten. Zum Glück löste der Körper durch eine Krankheit das zersetzende Leid von der Seele ab.
Sie genas, aber langsam und traurig. Das Leben kam ihr feindlich vor. Todt und entfremdet war ihr Alles was sie je geliebt. Nur Tristan – und daß sie wieder in ihrem geliebten Altdorf war – und daß Gotthard bei ihr war – machte ihr Muth für ihren Wiedereintritt ins Leben. Sie hatte viel
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/225&oldid=- (Version vom 31.7.2018)