Aufgabe meines Lebens gestellt. Und doch war ich keine schlechte, leichtsinnige, pflichtvergessene Frau! im Gegentheil! ich habe immer nach besten Kräften und Wissen meine Pflicht gethan – aber ich bin nicht einen Augenblick über die Illusionen meiner ersten Jugend hinweg glücklich gewesen. Ich fand nicht das in mir, was glücklich macht, und daß ich es doch von Außen in mich hinein bringen wollte, wird wol mein Irrthum, mein Fehler gewesen sein. Meine Liebe hat mir keine Befriedigung – mein Glaube keine Beruhigung gegeben, denn ich verfolgte sie über die Bedingungen hinaus in denen sich nun einmal der Kreis meines Lebens abschloß. Ich wollte durchaus etwas leisten, wirken, fühlen, schaffen, dem alle Elemente und Stoffe widerstrebten, die ich unter meiner Hand auszubilden vorfand. Ich habe meinen Mann nicht glücklich gemacht. Er wird sich bald trösten, und thut Recht daran. Ich habe meinen Sohn verloren, an dem mein Herz mit solcher Liebe hing, daß es den spätern Verlust seiner Schwester kaum empfand – und das ist auch nicht so, wie eine Mutter fühlen sollte. Nun soll ich wieder ein armes Kind zur Welt bringen: Einen Sohn, einen Sohn, wünscht Elsleben. – Du wirst sehen, meine Cornelie, daß
es auch diesmal
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/224&oldid=- (Version vom 31.7.2018)