aufschießende, burgähnliche Schloß romantisch und einsam da, und die Frühlingsfülle der ersten Juniustage hauchte eine unendliche Lieblichkeit über den Hintergrund von tiefem Ernste, der allen Gebirgsgegenden eigen ist. Mit dem schimmernden Glanz der italienischen Natur kontrastirte diese in frappanter Weise.
„Ich bin doch ganz eine Tochter des Nordens, sagte Cornelie zu Gotthard. Ich bin mit Wonne in Italien gewesen, aber leben .… kann und mag ich nur in Deutschland!“
„Ich hoffe .… nur in Callenberg,“ entgegnete er.
„In Callenberg auch!“ sagte sie lachend.
„Ja, das meinte ich auch eigentlich: in Altdorf und in Callenberg!“
„Himmel! rief sie überrascht, sprechen Sie im Ernst.“
„Gerechtester Heiland! sagte Gotthard, seit neun Jahren, ich bitte bedenken Sie, es sind neun Jahr seit ich zuerst nach Landeck kam! – also seit neun Jahren thue ich weiter nichts als Ihnen meine grenzenlose Liebe an den Tag legen, und Sie fragen mich nach neun Jahren ob das mein Ernst ist.“
„Lieber Fürst! unterbrach ihn Cornelie, nach neun Wochen würde ich vermuthlich nicht gefragt haben! – jezt habe ich mich zu sehr aller Liebesgedanken
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/230&oldid=- (Version vom 31.7.2018)