„O ja, gnädige Gräfin! ich bleibe hier. Bei Ihnen ist es am Besten auf der ganzen weiten Welt, Sie wissen etwas mit den verschiedensten Menschen anzufangen, Sie werden mich schon brauchen können. Für meine Schwägerin war ich nicht elegant und gebildet genug! die weiß mit Niemand etwas anzufangen –
nicht einmal mit sich selbst – am wenigsten mit meinem Bruder.“
„Der Arme!“ sagte Cornelie mild und gelassen und tröstete die weinende Dorothee, die traurig fortfuhr:
„Ach er! der so gescheut ist, kann ja mit der Fanny kein vernünftiges Wort sprechen – so sehr, sehr dumm ist sie! Auf Porzellan malen kann sie – ja, das ist wahr! alle Tassen und Teller, Schaalen und Schüsseln im ganzen Hause hat sie bemalt, und zuweilen recht niedlich. Aber, gnädige Gräfin, was macht sich ein verständiger Mann daraus ob seine Frau ihm das Theegeschirr bemalen kann? hingegen ist es ihm Bedürfniß ein verständiges Gespräch führen zu können und dazu sollte eine Frau denn doch die nächste sein. Und was hat er davon daß sie ihm
„la Consolation“ vorklimpert, wenn er niedergeschlagen, sorgenvoll und traurig ist? Ein herzliches, ernstes, gutes Gespräch tröstet weit besser. Kinder hat sie auch nicht, die Fanny!
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/233&oldid=- (Version vom 31.7.2018)