Hannchen, der Jung ist ja klug genug, der wird sich doch nicht gerade hinstellen, wo das am dollsten blitzt? – Herrjes, es fängt wieder an.“
Die Fenster schütterten, als bebe die Erde.
Hannchen hielt mühsam einen Schrei zurück. „Wir stehen alle in Gottes Hand!“ seufzte Rike mit ängstlichem Blick auf die Schwester.
„Wär ich das man,“ sagte Fritz kopfschüttelnd, „mich reut das schon so! ich weiß da besser mit umzugehen“.
Rike legte ihm den Arm um die Taille. „Ach, mein Jung, wenn ihr nu beide weg wärt!“
„Na, denn hol uns man die Aalsuppe,“ sagte Fritz gerührt, „aber allein eß ich nicht, das wißt ihr ja“.
Er mußte aber doch allein essen; Rike hatte nach ein paar Löffeln voll genug, und Hannchen hielt den ihren ganz leer und nur dem Bruder zuliebe in der Hand. Sobald Fritz sie ansah, lächelte sie, aber man merkte wohl, daß ihr das Weinen näher stand. Fritz indes hatte sich an seinem Lieblingsgerichte mutig gegessen und mit dem letzten halben Kloß im Munde stand er auf.
„Mal sehn, wie’s draußen aussieht.“
„Hör Hannchen“, sagte Rike, ihm nachblickend, während sie die Teller zusammenräumte, „Fritz ängstigt sich so, weil Johann doch seinetwegen gegangen ist
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/022&oldid=- (Version vom 31.7.2018)