– mußt ihm nicht so zeigen, daß du auch so Angst hast, hörst, meine gute Deern?“
Hannchen nickte traurig. Die Ladenuhr schnurrte halb zehn; ein greller Blitz zuckte durch das Stübchen, und Herr Sottje sprang mit gesträubten Haaren und funkelnden Augen von seinem Stuhle am Fenster herunter und Rike auf die Schulter.
„Mal sehn, wo Fritz bleibt!“ murmelte Hannchen und huschte hinaus. Kaum war sie fort, so kam Fritz wieder, trat dicht auf die ältere Schwester zu und sagte in beklommenem Tone: „Hör mal, Rike, ich weiß nich, was ich denken soll.“
Rike zitterte am ganzen Leibe.
„Ach, Fritz,“ sagte sie bittend, „Hannchen ängstigt sich so – weißt, sie is ja man zart; mußt ihr bloß nich so zeigen, daß du auch Angst hast, hörst, mein Fritz?“ Sie setzte ihm hastig den wilderregten Kater auf den Arm und lief der Schwester nach.
Nun saß Fritz allein, horchte auf den Regen, der die Kellertreppe heruntergoß und auf die kleine grüne Gittertür, die auf- und zuschlug und durch Sturm und Nacht mit der rollenden Klingel klimperte; „wie das Glöcklein des Eremiten,“ sagte Rike. Ihm ward bange nach den Schwestern. Da kam wieder Hannchen hereingetappt, naß und schaudernd von dem plötzlich erkalteten Luftzuge.
Fritz ergriff kummervoll ihre Hand. „Ach, Hannchen,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/023&oldid=- (Version vom 31.7.2018)