meine kleine Deern, mußt Rike nich so ängstlich machen, weißt, sie hat ja erst vorigen Winter die Rose gehabt, und seitdem is sie doch ’n büschen nervös, gar nich wie früher.“
„Ja, Fritz, das wollt ich dir auch schon sagen, wollen es uns nicht so merken lassen,“ murmelte Hannchen mit Tränen in der Stimme, „ich will mal sehen, wo sie ist“.
Rike hatte Licht in der Küche oben und klapperte mit dem Teekessel an der Wasserleitung. „Hannchen, bist du da?“ rief sie der Schwester entgegen.
Hannchen wischte sich die Augen: „Der arme Fritz ängstigt sich so,“ schluchzte sie.
„Ach was, er wird ja woll kommen!“ Rike gab ihrer Stimme gewaltsam Festigkeit; „aber du bist ja durchnaß, wo bist du denn gewesen?“
„Nur bis zum Großneumarkt.“
Rike schlug die Hände zusammen. „Wie du gehst und stehst? ohne Hut? in den dünnen Schuhen? Ach, nee Kind, nimm mir das nich übel, aber was zu bunt is, is zu bunt.“ Rike machte Miene, vor Zorn zu weinen.
„Hast wieder Feuer gemacht?“ fragte Hannchen und ließ sich das nasse Kleid abziehen.
„Ja, daß er doch wenigstens ’n Glas Grog oder
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)