sagte Tewes: „Ja, wir haben uns denn so wieder ufjehüst – Sie wissen woll, in solch einen Moment“ –
Hannchen zitterte über und über. Sie erhob sich schnell, ging um den Tisch herum und streckte dem Überraschten, aber sich schnell Fassenden, beide Hände hin.
„Ach, lieber Herr,“ rief sie ganz verklärt und rosig, „wie können wir Ihnen jemals danken!“
„O, o, bitte!“ machte er, ihre Hände drückend und gleichzeitig ein bißchen zurückschiebend, „diese freundliche Aufnahme is mich jar zu wohltuend“ – er räusperte sich, „jar zu wohltuend für einen einsamen Mann wie ich!“ Eine anständige Trauer erschien auf seinem glatten, lebenslustigen Antlitz; er sah stirnrunzelnd vor sich nieder und klapperte mit dem Teelöffel in seinem Glase.
„Herr Tewes hat vor einem halben Jahr seine Frau verloren,“ sagte Rike mitleidig flüsternd.
Tewes sah flüchtig auf und nickte kummervoll; dann zog er das Taschentuch und gebrauchte es kräftig, dazwischen murmelnd: „Es hilft nich! Fer’nand, es hilft nich!“
Die Frauen waren ganz Teilnahme, auch Fritz rückte mitfühlend auf seinem Sitz hin und her; Johann sagte leise: „Ach, Rike, Hannchen hat kein Glas.“
Dann fing der betrübte Witwer wieder an:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/029&oldid=- (Version vom 31.7.2018)