lebhaft wurde. Man trank Rüdesheimer, und Tewes jodelte, daß es wie aus einer Musikorgel durch die grünen Bäume scholl.
„Und nu bringen Sie ’mal Karten, Herr Oberkellner,“ sagte er, als abgetragen wurde, „wir machen ’n Spielchen, was? so en Tag in’s Jrüne wird doch lang,“ er gähnte behaglich, „spielen Sie Whist oder Skat? ich kann mit beidem aufwarten.“
Spielen? Kartenspielen? Und noch dazu im Freien, auf dem lieben langersehnten Sommerausflug? Die Zwillinge bekannten beschämt und verdutzt, daß sie noch niemals Karten gespielt hätten.
„Herrjott, aber wie soll man denn die Zeit totschlagen, wenn man ’mal eine hat?“ fragte der Schwager voll Überraschung. Und mitleidig fügte er hinzu: „Das müssen Sie aber schleunigst lernen, meine lieben zukünftigen Verwandten! Man muß mit den Zeitjeist fortschreiten, und dies is doch nu notwendig for jeden gebildeten Menschen, daß er Skat spielen kann.“ – „Wissen Sie was,“ fuhr er, in die zweifelnden Gesichter blickend, fort, „ich habe einen Vorschlag – der Herr da drüben an dem Tisch is ’n forscher Spieler, ick habe ihn gefragt, weil ick mir das schon so halb un halb jedacht habe – ick werde mit ihm eine Partie machen, mit ’n Strohmann, und werde Ihnen eine kleine Einweihung zuteil
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/052&oldid=- (Version vom 31.7.2018)