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Hannchen sah errötend vor sich hin, sie wußte nichts zu sagen.

Endlich war man am Millerntor, wo der Fremde ausstieg. Es fand sich, daß der Regen wieder aufgehört hatte – die Abendsonne spielte durch schmalzerrissene, schwarzblaue und kupferrote Wolken, und eine angenehme Frische wehte von den nassen Bäumen herauf. Es war so einladend, daß man sich entschloß, das letzte Stück zu Fuß zu gehen.

Hier in der Stadt schien es weniger geregnet zu haben – die Steine wurden schon wieder trocken, und vor allen Haustüren, auf allen Beischlägen saßen die Leute nach der Tagesarbeit, plaudernd oder in stillem Ausruhen; die Kinder lärmten laut wie Spatzen vor dem Einschlafen; aus den offenen Fenstern tönte der Gesang der Kanarienvögel und Lachen und Kreischen der Papageien. Von der Mühlenstraße her drang eine helle lebhafte Weise herüber – Flötentöne, ein ungarischer Tanz. Und als sie näher kamen, sahen sie den Musikanten, einen Alten mit wilden grauen Locken und einem langen dunklen Schnurrbart inmitten einer Menge tanzender Kinder stehen und blasen. Er trug eine rotbunte Kappe auf dem Kopf, eine gestickte Jacke und weite blaue Beinkleider, aber alles in Lumpen, die jedoch nicht ohne Schwung und Absichtlichkeit um den hohen stattlichen Körper hingen. Seine Augen blitzten unter

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/057&oldid=- (Version vom 31.7.2018)