der Weiblichkeit – und da wollte ich doch bloß man fragen, ob Sie das weiblich nennen, wenn eine verlobte Braut ihren verlobten Bräutigam stehen läßt wie einen dummen Jungen und jeht ab mit ihrem Bruder oder sonst en Verwandten, den sie alle Tage haben kann!“
Er hatte sich behäbig niedergelassen und sah ihr streng und gerade ins Gesicht.
„Es tut mir so leid“ – begann Hannchen, „aber“
„Ja, sehen Sie, das Aber!“ er wurde immer strenger – „Sie sind doch kein Kind nich mehr – un Jott, was bin ick für ’ne Behandlung jewohnt jewesen! Meine Juste! die hätten Sie sehen sollen! Wie die mir um ’n Bart jejangen is! Sie müssen doch wissen, was das uf sick hat, en Mann! So en Mann wie ick macht doch Ansprüche!“
„Ich bitte, aber“ – flüsterte Hannchen.
„Jetzt habe ick zu bitten,“ entgegnete Tewes und schlug sich auf den Magen, „oder vielmehr – ick muß Sie ersuchen“ – er räusperte sich bedeutungsvoll, „daß Sie mich behandeln, wie et sick jehört, oder“ –
Sein Gesicht nahm einen weltenrichterlichen Ernst an; Hannchen hielt sich, schreckenblaß, an dem mitfühlend zitternden Tischchen.
„Oder,“ sagte er kalt und dumpf – „es ist am Ende besser, dat allens zwischen uns aus is.“
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/062&oldid=- (Version vom 31.7.2018)