Herrn Direktor siehst, nachher denkst, was i dir g’sagt hab.“
Das Schmetterlingskleidchen, blau und rot und golden, gefällt dem Brosämle „arg gut,“ – und es besieht sich entzückt in einem großen Spiegel in der Damengarderobe, wo es ganz zu Hause ist.
Goldflitter sind sein schönstes Spielzeug; bei der Weihnachtsverlosung des Tannenbaums im Theater hat es sich keine Puppe, kein Steckenpferd, keinen Zuckertaler gewünscht, sondern einzig, den großen goldnen, vielzackigen Stern, der auf dem obersten Gipfel des Baumes saß. Und wie hat es gejubelt, als es ihn wirklich bekam! Es hat ihn sich stolz angehängt und ist damit durch die Straßen marschiert, wie ein würdiger Beamter, der seinen ersten Orden spazieren führt!
Aber heut wird ihm die Wartezeit lang. Die Märzsonne dringt noch nicht in diese zugigen hohen Räume, und hungrig ist es auch.
Da wird es endlich gerufen, endlich ist die Maschine in Ordnung; es ist eine neue Maschine, und man hat vorsichtshalber erst ein Paket von dem ungefähren Gewicht des Brosämle daran schweben lassen. Der Versuch ist glänzend ausgefallen; an unsichtbarem Faden wird das funkelnde Geschöpfchen über die Bühne gleiten; sein kleines Vogelherz pocht heftig, als ihm der Diener den Gürtel umlegt, als
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/076&oldid=- (Version vom 31.7.2018)