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Wecken gehörten, und aß und trank, immer mit einem Auge nach der Mutter blickend, die sich nicht rührte in ihrem Bette, obwohl ihr die Sonne gerade ins Gesicht schien. Es war kein Vorhang da an dem großen, niedrigen Fenster. Aber Kätterle wußte schon, wie man Schatten macht. Sie stieg auf einen Stuhl und hängte Mamas braunes Kleid an dem Fensterhaken auf; das nutzte doch ein bißchen, viel nicht, denn die Sonne stand schon hoch.

Da schlug eine Turmuhr draußen. Kätterle zählte die Schläge: zwölf Uhr! Da muß man ja in die Probe! Heut soll sie zum erstenmal den Schmetterling probieren in dem neuen Märchen! Ach das ist gar nicht schön! Da muß man hoch oben in der Luft an einem Seil hängen, wie ihr der Theaterdiener gesagt hat. „Brrr“ sagte Kätterle schaudernd, „brrr, davon hat mir schon mal die ganze Nacht geträumt.“ Aber hin muß man; eine Schauspielerin muß gehorsam sein und keine Angst haben. Mutterle schläft noch immer. Sie setzt ihr zerstoßenes Sammetkäppchen auf, macht leise die Türe hinter sich zu und schleicht die Treppe hinunter.

„Und ’s Mutterle?“ fragt die Wirtsfrau, die im Hofe wäscht.

„Mutterle schläft noch; sie hat gar nimmer schnaufen können gestern nacht,“ sagt die Kleine.

„I gang bald ’nauf, Kätterle, und wann dei

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/075&oldid=- (Version vom 31.7.2018)